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  Mehr aber noch als die Männer der Wissenschaft, haben die Männer
  der Gewerbe den Sturz des alten Regimes befördert. Glaubten jene, die
  Gelehrten, daß an dessen Stelle das Regime der geistigen Capazitäten
  beginne, so glaubten diese, die Industriellen, daß ihnen, dem faktisch
5 mächtigsten und kräftigsten Theil des Volks, auch gesetzlich die
  Anerkenntniß ihrer hohen Bedeutung, und also gewiß jede bürgerliche
  Gleichstellung und Mitwirkung bey den Staatsgeschäften, gebühre. Und
  in der That, da die bisherigen Instituzionen auf das alte Kriegswesen und
  den Kirchenglauben beruhten, welche Dbeide kein wahres Leben mehr in
10 sich trugen: so mußte die Gesellschaft auf die beiden neuen Gewalten
  basirt werden, worinn eben die meiste Lebenskraft quoll, nemlich auf die
  Wissenschaft und die Industrie. Die Geistlichkeit, die geistig zurückge-
  blieben war, seit Erfindung der Buchdruckerey, und der Adel, der durch
  die Erfindung des Pulvers zu Grunde gerichtet worden, hätten jetzt
15 einsehen müssen: daß die Macht, die sie seit einem Jahrtausend ausgeübt,
  ihren stolzen, aber schwachen Händen entschwinde und in die verachte-
  ten, aber starken Hände der Gelehrten und Gewerbfleißigen übergehe;
  sie hätten einsehen müssen, daß sie die verlorene Macht nur in
  Gemeinschaft mit eben jenen Gelehrten und Gewerbfleißigen wiederge-
20 winnen könnten; – sie hatten aber nicht diese Einsicht, sie wehrten sich
  thörigt gegen das Unvermeidliche, ein schmerzlicher, widersinniger
  Kampf begann, die schleichende, windige Lüge und der morsche, kranke
  Stolz fochten gegen die eiserne Nothwendigkeit, gegen Fallbeil Dund
  Wahrheit, gegen Leben und Begeistrung, und wir stehen jetzt noch auf der
25 Wahlstätte.
  Da war ein trübseliger Minister, respektabeler Banquier, guter
  Hausvater, guter Christ, guter Rechner, der Pantalon der Revoluzion, der
  glaubte steif und fest, das Defizit des Büdgets sey der eigentliche Grund
  des Uebels und des Streites; und er rechnete Tag und Nacht, um das
30 Defizit zu heben, und vor lauter Zahlen sah er weder die Menschen noch
  ihre drohenden Mienen; doch hatte er in seiner Dummheit einen sehr
  guten Einfall, nemlich die Zusammenberufung der Notabeln. Ich sage
  einen sehr guten Einfall, weil er der Freyheit zu Gute kam; ohne jenes
  Defizit hätte Frankreich sich noch länger im Zustande des mißbehaglich-
35 sten Siechthums hingeschleppt; jenes Defizit war in der That nicht mit
  Geld zu bezahlen, nemlich weil es die Krankheit zum Ausbruch trieb; jene
  Zusammenberufung der Notabeln beschleunigte die Crisis und also auch
  die künftige Genesung; und wenn einst Ddie Büste Neckers ins Pantheon
  der Freyheit aufgestellt wird, wollen wir ihm eine Narrenkappe, bekränzt
40 mit patriotischem Eichenlaub, aufs Haupt setzen. Wahrlich, ist es thörigt,
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