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   derts zu datieren sind. Der angebliche Mordplan von Norwich (Stadt in
   Norfolk/England) wurde rechtzeitig entdeckt und seine Ausführung ver-
   hindert. Ceux de Norwich furent accusez peu de tems après d'avoir enlev
   un Enfant aux Chrtiens; de l'avoir nourri un An, {et} de vouloir, après
5  l'avoir circoncis, le crucifier à la Fête de Paques. Mais, leur dessein aiant t
   dcouvert, le Crime ne demeura pas impuni (Bd. XIV, S. 624f.). Bei dem
   Londoner Fall von 1245 gab es die gleichen Anschuldigungen gegen die Ju-
   den (Bd.XIV, S. 626).
  275,11–13 Kindermorde in Deutschl<and>. 1236 bis taient morts] in die-
10  ser und den beiden folgenden Notizen hält Heine angebliche Ritualmorde
   während des deutschen Mittelalters fest, womit sich Basnage im 23. Kapi-
   tel des 9. Buches vorzugsweise beschäftigt. Bei dem ersten Fall sollen im Un-
   terelsaß drei Kinder im Alter von sieben Jahren getötet worden sein. Heine
   interessiert sich hier für die Reaktion des Kaisers – wohl Friedrich II. –, der
15  durch seine kühle Antwort die Ankläger brüskiert. Das wiedergegebene Zi-
   tat lautet wörtlich: Les Plaintes en furent portes à l'Empereur, qui r-
   pondit  q u ' i l   f a l l o i t   e n t e r r e r   c e s   E n f a n s ,   p u i s   q u ' i l s 
      t o i e n t   m o r t s .  Immerhin soll der Kaiser danach eine Theologenver-
   sammlung zur Prüfung der Ritualmord-Vorwürfe einberufen haben. Als
20  diese nichts Sicheres ausmachen konnte und auch noch Dotationen eingin-
   gen, habe er sich beruhigt (Bd. XIV, S. 655f.).
  275,14–15 Kindermord, Kindermord z<u> München. Juden alle v<er>-
   brannt in ihrer Synagoge] das erste Wort der Notiz bezieht sich auf einen
   Kölner Vorfall aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, bei dem es allerdings
25  nicht um Ritualmord, sondern um Bilderschändung ging. Ein jüdischer
   Mieter, so der Bericht eines Mönches, habe in dem vorher von Christen be-
   wohnten Haus ein Bild des Gekreuzigten gefunden und im Weinrausch zer-
   stochen. Daraufhin sei Blut geflossen, Anlaß für Wunderverehrung, aber
   auch für grausame Verfolgungen. Le Clerg {et} le Peuple de la Ville vin-
30  rent voir le Miracle. On emplit un Vase du Sang qui couloit de la Plaie. La
   Pit se changea aussi-tot en Fureur. On commença par le Pillage des Mai-
   sons; on arrêta tous les Juifs qu'on put prendre, {et} on tua ceux qui ne vou-
   lurent pas se convertir, ou qui ne purent s'enfuïr.
  __Bei dem Münchener Fall von 1285 war ein angeblich geschächtetes
35  Kind Ursache eines Pogroms. Die aufgebrachte Bevölkerung tötete alle Ju-
   den, deren sie habhaft werden konnte und brannte schließlich auch noch
   die Synagoge nieder, in die sich 180 Juden schutzsuchend geflüchtet hatten.
   Niemand überlebte (Bd. XIV, S. 656–658; genaueres über den Münchener
   Vorgang enthält die Geschichte der Juden in Baiern von J. Chr. v. Aretin,
40  Landshut 1803, S. 18ff.).
  275,16–17 St. Werner von Würzburg umg<e>bracht. Rudolph Ma<r>tyr-
   kind z<u> Bern] während Basnage den getöteten Werner aus Oberwesel
   bzw. Bacharach nicht erwähnt, nennt er einen Würzburger Heiligen mit
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