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| | sammenfassende und schonungslose Charakterisierung Hamburgs setzt |
| | den Abschluß der Hamburger Zeit voraus (Kap. 3 und 4). 3. Das dritte Ka- |
| | pitel enthält einige eindeutige termini post quem. Bei der Aufzählung Ham- |
| | burger Sehenswürdigkeiten spricht Heine von der Fütterung der Naturfor- |
5 | | scher im Apollosaal und spielt damit auf den Tagungsort der 9. Versamm- |
| | lung der deutschen Naturforscher und Ärzte vom September 1830 an. Im |
| | gleichen Zusammenhang bezeichnet er die Zentralkasse als ehemalig, was |
| | deren Bankrott im April 1831 voraussetzt (155, 5–6). Mit dem ironisch |
| | eingesetzten Schlagwort von der besten Republik rücken wir noch näher an |
10 | | den Zeitpunkt der Abfassung heran. Am 19. Januar 1832 berichtet Heine |
| | aus Paris, dieses von Lafayette stammende Wort mache gerade in der Aus- |
| | einandersetzung zwischen Republikanern und Monarchisten die Runde |
| | (DHA XII, 87). Im Schnabelewopski heißt es vieldeutig: Hätte Lafayette |
| | nicht das Glück gehabt den Ludwig Philipp zu finden, so würde er gewiß |
15 | | seinen Franzosen die hamburgischen Senatoren und Oberalten empfohlen |
| | haben. Hamburg ist die beste Republik (153,17ff.). 4. Bei drei Kapiteln (1, |
| | 6 und 7) bestehen enge textliche Parallelen zum Seraphine-Zyklus, der |
| | hauptsächlich 1831/32 entstand (vgl. Erläuterungen zu 149,32). |
| | __In der Vorrede zu Salon I beschreibt Heine die Spannung zwischen Welt- |
20 | | geschichte und Belletristik genauer, in die er sich in Paris gestellt sah und |
| | von der er Merckel im Zusammenhang mit dem mißglückten Roman be- |
| | richtete. Politische Sprecherrolle und poetische Pflichten ließen sich nur |
| | schwer miteinander verbinden und behinderten sich gegenseitig. Wieder- |
| | holt überkam ihn der Wunsch, sich aus dem Tagesgeschäft in die Fiktions- |
25 | | welt der Dichtung zurückzuziehen. Ich dachte – habt meiner nicht mehr |
| | nöthig, will auch einmal für mich selber leben, und schöne Gedichte schrei- |
| | ben, Commödien und Novellen, zärtliche und heitere Gedankenspiele, die |
| | sich in meinem Hirnkasten angesammelt, und will mich wieder ruhig |
| | zurückschleichen in das Land der Poesie, wo ich als Knabe so glücklich ge- |
30 | | lebt. Und keinen Ort hätte ich wählen können, wo ich besser im Stande |
| | war, diesen Vorsatz in Ausführung zu bringen. Es war auf einer kleinen |
| | Villa dicht am Meer, nahe bey Havre-de-Grace, in der Normandie. Wun- |
| | derbar schöne Aussicht auf die große Nordsee; ein ewig wechselnder und |
| | doch einfacher Anblick; heute grimmer Sturm, morgen schmeichelnde |
35 | | Stille; und drüberhin die weißen Wolkenzüge, riesenhaft und abentheuer- |
| | lich, als wären es die spukenden Schatten jener Normanen, die einst auf |
| | diesen Gewässern ihr wildes Wesen getrieben. Unter meinem Fenster aber |
| | blühten die lieblichsten Blumen und Pflanzen <...>. Es ging auch im An- |
| | fang, mein Gemüth ward wieder umfriedet von dem Geiste der Dichtkunst, |
40 | | wohlbekannte edle Gestalten und goldne Bilder dämmerten wieder empor |
| | in meinem Gedächtnisse, ich ward wieder so traumselig, so mährchentrun- |
| | ken, so verzaubert wie ehemals, und ich brauchte nur mit ruhiger Feder al- |
| | les aufzuschreiben, was ich eben fühlte und dachte – ich begann. Heine |