|
|
| | Melodie, jene unendlich süße Himmelsmelodie, womit die Liebe zuerst sieg- |
| | reich in mein Herz einzog, steigt allmählig wieder hervor, übertönt jeden |
| | bösen Ton, und macht mich wieder ganz himmelgut und thränenweich - |
| | wie damals! |
5 | | Es war ein echter Winterabend. Draußen Wind und Schneegestöber. Aber |
| | im trauten, heimlichen Gemache |
| | |
| | Und warum sprach ich, sind Sie mir gestern im Conzerte beständig ausgewi- |
| | chen und haben nie nach mir hingesehen? Und sie antworte<te>: ich liebe |
10 | | Sie. |
| | |
| |
| | |
| | [O süßes Grauen, wenn Tod und Liebe sich verstohlen küssen! Ja das ist es, |
15 | | dies Gefühl ist es, was mich in Trient so wunderbar bewegte, ohne daß ich |
| | ihm einen Namen zu geben wußte; und indem ich meiner Erzählung vor- |
| | greife, gestehe ich, daß späterhin in allen lombardischen Städten, gleich |
| | beim Eintritt, dieses Gefühl in meine Seele stieg und darin vorherrschend |
| | blieb.] |
20 | | |
| | A 8. <Ala><Zu > |
| | |
| | Ada. |
25 | | |
| | Hier wechseln die Veturinos ihre Wagen. Schon ein ächt italienisches Nest. |
| | Die Lage ist pitoresk an einem Berghang, ein Fluß rauscht vorbey, heiter- |
| | grüne Weinreben umranken hie und da die übereinanderstolpernde, zusam- |
| | mengeflickte Bettlerpaläste. An der Ecke des Marktes, der so klein ist wie |
30 | | ein Hünerhof, und wo doch mit gigantischen Buchstaben angeschrieben |
| | steht Piazza di Sant Marco, da sitzt ein dickes Obstweib und fächert sich. |
| | Die Trutschell trägt gepuderte Haare, in deren klebrig weißen Flechten eine |
| | arme Lilje geschlungen ist. Der braune Busen quilt und duftet hervor aus |
| | einem gleichfarbigen Hemde. Ihr Obst aber steht auf zierlich weißen Teller. |
35 | | Da sind frische Feigen, die ersten die ich mein Lebtag gesehen habe. Da ich |
| | bald sie selbst, bald ihre Feigen ansehe, so weiß sie nicht welche Früchte sie |
| | mir anbieten soll und kokettirt verschämt mit dem grünen Fächer. |
| | Die Wagentauschung braucht Weile und ich will unterdessen im |
| | Wirthshause zu Mittag essen. Schon eine ächt italienis<ch>e Osteria. Freye |
40 | | Estrade nach dem Hofe, wo zerschlagene Wagen pitoreske Misthaufen und |
| | zwey Buben die sich lausen. Man führt mich längst dem gebrochenen Eisen- |
| | geländer in ein hallendes Zimmer. Fußboden von Marmor, in der Mitte ein |
| | breites Bett, worauf die Flöhe Hochzeit halten, überall großartiger Schmutz. |